Bei meinen bisherigen Reisen zu totalen Sonnenfinsternissen war die Entfernung von zuhause gering genug, dass die Finsternis von Altenburg aus noch partiell zu sehen war. Das galt auch für die Berdsk in Sibirien (2008), wo die Entfernung ca. 4.500 km Luftlinie beträgt. In diesem Jahr waren solche Parallelbeobachtungen nicht mehr möglich, denn die Entfernung zwischen Altenburg und dem Beobachtungsort Wuzhen in Südostchina beträgt ca. 8.500 km Luftlinie.
Aufgrund der großen Entfernung lag es nahe, eine etwas längere Reise zu unternehmen. Ein passendes Programm hatte Klaus Kalauch organisiert, was als Sonderreisegruppe Sternwarte Schneeberg über Eclipse-Reisen lief. Die zwölftägige Reise sollte als Stationen Shanghai, Wuzhen, Hangzhou, Suzhou und Peking haben.
Die letzten Wetterprognosen, die wir vor dem Abflug anschauten, sahen deprimierend aus. Trotzdem hielt sich sonniges Wetter, auch, als wir am 21. Juli im malerischen Wasserdorf Wuzhen eintrafen. Am Abend änderte sich das jedoch und ein Gewitter zog auf.
Am Morgen des 22. Juli zeigte sich das Wetter regnerisch. Wir stellten trotzdem unsere Instrumente auf einer Wiese nahe dem Tong An Hotel auf. Die Geräte schützten wir mit Planen vor Regenschauern. Die Regenschauer hielten auch nach dem ersten Kontakt um 8:22 Pekinger Zeit (UT+8h) an. Hoffnung und Sarkasmus mischten sich.
In China ist es ein alter Brauch, Sonnenfinsternisse mit Lärm zu bekämpfen. Hier versuchte man wahrscheinlich, mit Feuerwerk die Wolken zu vertreiben.
Mit herannahender Totalität zeigten sich Wolkenlücken. 9:17:27 gelang die erste Aufnahme, noch sehr unscharf, weil keine Zeit zum Fokussieren blieb. Die Aufnahmen machte ich mit einer Canon EOS 1000D und einem Objektiv Sigma 150-500 mm F5-6,3 APO DG OS. Dieses Bild belichtete ich 1“3 bei ISO 100 und Blende 5,6. Filter: Baader-Folie ND5.
Fünf Minuten später machte eine Wolkenlücke dieses Bild möglich. Belichtungszeit: 2 s.
9:26:30; 0,6 s belichtet, ab jetzt Blende 6,3: Noch acht Minuten bis zur Totalität.
9:31:58; 8 s belichtet, ca. drei Minuten bis zur Totalität
9:33:11; 1/30 s
9:34:06; 1/800 s, ohne Filter: Bis zur Totalität sind es nur noch Sekunden. Ein Diamantring kam nicht zustande, weil Wolken das Licht verschmierten.
9:34:10; 1/800 s: Die Perlschnur entsteht. Mondberge zerteilen den Rest Photosphäre. Am rechten Rand sind erste Bailleys Beads zu erkennen.
9:34:12: Man beachte den Mondberg am linken Ende des Photosphärenrestes.
Zwei Sekunden später hat der Mondberg den Photosphärenstreifen unterbrochen.
9:34:16
9:34:18
9:34:19
9:34:21
9:34:23
9:34:24, noch zehn Sekunden bis zur Totalität
9:34:38; 1/4 s belichtet: Totalität, kleine Protuberanzen sind sichtbar.
9:34:42; 0,4 s
9:35:16; 1,6 s: Der Mond hat die kleinen Protuberanzen verdeckt. Auffällig ist eine große Protuberanz links unten. Die Korona wird sichtbar. Die mit 5 min und 50 s sehr lange Dauer der Totalität ermöglichte beim Abgrasen von Wolkenlücken noch einige Aufnahmen. Die folgenden vier Bilder habe ich mit 1,6 s belichtet.
9:35:20
9:36:10: Die große Protuberanz ist hinter dem Mond verschwunden.
9:36:12
9:37:01
9:37:10; 6 s belichtet: Die längere Belichtungszeit lässt mehr von der Korona erkennen. Sie hat das typische Erscheinungsbild einer Minimumskorona. An den Polen ist sie nur gering ausgedehnt.
9:38:58; 1 s belichtet: Die Finsternis nähert sich den dritten Kontakt. Eine große Protuberanz wird am oberen Rand sichtbar.
9:40:20; 0,4 s: Zum dritten Kontakt wird wieder eine Perlschnur sichtbar. Die Wolken irisieren etwas. Um die Beads herum erscheinen sie blau und weiter draußen rötlich.
9:40:26; 1/800 s: Bei der kurzen belichtungszeit sind die Unebenheiten des Mondrandes besser zu erkennen.
9:40:28; 1/2000 s
9:42:15; 3,2 s: Die Finsternis ist wieder partiell, der Filter kommt wieder zum Einsatz.
9:54:44; 2 s
Danach verdichtete sich die Bewölkung rasch wieder. Es gab noch zweimal Gelegenheit, ohne Filter durch dünne Bewölkung zu fotografieren.
3:58:56; 1/320 s
9:58:58; 1/320 s
Eine entspannte Stimmung breitete sich aus. Da hatten wir gerade so noch einmal Glück gehabt.
Meine Ausrüstung: Die Canon EOS 1000D mit Teleobjektiv auf EQ2.
Weil es bei der Bewölkung nichts mehr zu tun gab, blieb Zeit für Gruppenfotos und ...
... und ein Bier zum feiern.
Am Nachmittag setzte dann starker Regen ein.
Ich hatte eine Canon IXUS 80IS dabei, um Großfeldaufnahmen zu machen, auf denen Planeten und vielleicht auch helle Sterne sichtbar sein sollten. Minuten vor der Totalität war absehbar, dass die Bewölkung das nicht zulassen wird. Deshalb stellte ich die Kamera am Rande des Beobachtungsplatzes auf ein Stativ und nahm die Stimmung auf. Die Speicherkarte reichte gerade so, bis es wieder hell wurde.
Ich habe bisher totale Sonnenfinsternisse in Deutschland, der Türkei, Russland und China miterlebt und überall gab es solche Begeisterungsausbrüche, wie im Video zu sehen und zu hören sind.
Sollte der Browser das eingebettete Video nicht anzeigen, hilft evtl. der direkte Link zu Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=w1eniMabRm4